Harnblase
Die Harnblase ist als Teil des Harntraktes ein sog. Hohlorgan und dient zur Blasenspeicherung und Blasenentleerung. Der Urin, von den Nieren produziert, gelangt über die Harnleiter (Ureteren) in die Harnblase, wo er zwischengespeichert und danach willkürlich über die Harnröhre (Urethra) entleert wird. Die Nervensteuerung der Harnblase resp. des Harnblasenmuskels (Detrusor) ist komplex und schliesst das gesamte zentrale und periphere Nervensystem ein.
Harnblasenentzündung/Zystitis
Die Harnblasenentzündung, auch Zystitis genannt, ist eine der häufigsten Infektionskrankheiten. In den meisten Fällen handelt es sich um eine aufsteigende/aszendierende bakterielle Entzündung. Die Bakterien gelangen von aussen über die Harnröhre in die Harnblase. Frauen sind deutlich häufiger betroffen, aufgrund der kürzeren Harnröhre.
Eine Zystitis wird oft von Darmkeimen verursacht. Typische Symptome sind Brennen beim Wasserlösen (Dysurie), häufiges Wasserlösen (Pollakisurie), häufiges nächtliches Wasserlösen (Nykturie), Blasenkrämpfe (Blasentenesmen). Ferner können Blut im Urin (Hämaturie) und eine Inkontinenz (ungewollter Harnverlust) auftreten.
Zur Diagnostik gehört eine Urinuntersuchung inkl. Anlegen einer Urinkultur sowie eine Ultraschalluntersuchung.
Therapeutisch kommen bei der bakteriellen Zystitis in der Regel Antibiotika zum Einsatz.
Überaktive Harnblase/Overactive bladder syndrom (OAB)/Reizblase
Eine überaktive Harnblase manifestiert sich mit einem häufigen Harndrang und kleinen Miktionsportionen (Pollakisurie). Diese können auch nachts auftreten (Nykturie). Es kann zu einer Dranginkontinenz führen (ungewollter Urinverlust bei starkem Harndrang). Die genaue Ursache ist nicht geklärt.
Die Diagnostik beinhaltet eine körperliche Untersuchung, einen Urintest zum Ausschluss einer Blasenentzündung sowie ein Ultraschalluntersuch. Als weiterführende Untersuchungen führen wir eine Blasenspiegelung (Zystoskopie) sowie Blasenfunktionsmessung (Urodynamik) durch.
Zu den vorbeugenden Massnahmen gehören nebst Verhaltensmassnahmen, medikamentöse Therapien oder auch die intravesikale Botoxinjektion (Botoxinjektion in die Harnblase).
Neurogene Harnblasenfunktionsstörung
Die neurogene Harnblasenfunktionsstörung stellt eine durch neurologische Schäden verursachte Blasenfunktionsstörung dar. Somit ist die Bandbreite der Ursachen gross. Prinzipiell kann jede neurologische Grunderkrankung (z.B. Multiple Sklerose, Morbus Parkinson etc.) eine neurogene Harnblasenfunktionsstörung verursachen. Die Symptome sind mannigfaltig und können sich durch Inkontinenz (ungewollter Urinverlust) über häufiges Wasserlösen bis hin zur Harnsperre äussern. Komplikationen einer nicht diagnostizierten neurogenen Harnblase sind unter anderem immer wieder auftretende Harnwegsinfekte, vesikoureteraler Reflux (Rückstoss von Urin aus der Harnblase in die Nieren) und eine irreparable Nierenschädigung. Die wichtigste Untersuchung ist die Urodynamik. Die Therapie richtet sich nach der Ursache und den Befunden aus der Urodynamik.
Harnblasenkrebs
Harnblasenkrebs ist ein bösartiger Tumor der Harnblase. Meist geht dieser aus den Schleimhautzellen der Harnblase, dem Urothel, hervor sogenanntes Urothelkarzinom. Die Hämaturie (blutiger Urin) ist das klassische Symptom. Bei fortgeschrittenen Stadien können Schmerzen im Unterleib oder Flankenschmerzen auftreten.
Hauptrisikofaktor in den westlichen Ländern ist das Rauchen. Hauptbestandteil der Diagnostik stellt die Blasenspiegelung (Zystoskopie) dar. Wird hier der Verdacht bestätigt, dann folgt die Abtragung des Tumors durch eine sog. TUR-B (transurethrale Resektion der Harnblase). Dabei wird unter Narkose über die Harnröhre der Tumor mit einer Stromschlinge abgetragen. Somit deckt die TUR-B zum einen die Diagnostik und gleichzeitig in den meisten Fällen auch die Therapie ab. Als weitere Untersuchung folgt in den meisten Fällen die Computertomografie zum Ausschluss von Metastasen oder eines Zweittumors im oberen Harntrakt.
In den meisten Fällen handelt es sich um einen oberflächlichen Blasentumor, d.h. nur die obersten Schleimhautschichten der Harnblase sind betroffen. In diesem Fall ist die Heilung des Tumors durch eine TUR-B möglich. Um das Risiko vom Wiedereintreten vom oberflächigen Blasenkrebs (Tumorrezidiv) zu minimieren folgen in gewissen Fällen sogenannte intravesikale Instillationstherapien im ambulanten Setting, z.B. mit Mitomycin, Epirubicin oder BCG. Dabei wird in der Sprechstunde ein Blasenkatheter in die Harnblase gelegt, über den die Flüssigkeit in die Harnblase eingelassen wird und nach ca. 1-2 Stunden durch Wasserlassen entleert werden kann.
Wächst der Blasenkrebs jedoch in die tieferen Harnblasenschichten ein, entscheidend ist hierbei die Muskelschicht, dann ist die operative Entfernung der gesamten Harnblase (Zystekomie) die Therapie der Wahl. Je nach Tumorstadium wird vor der Operation eine Chemotherapie empfohlen (neoadjuvante Chemotherapie), welche die Prognose verbessern kann. Wird die Zystektomie durchgeführt, dann muss eine Rekonstruktion der Harnableitung erfolgen, um den Urin auszuleiten. Dabei gibt es verschiedene operative Möglichkeiten. Die häufigsten Rekonstruktionsverfahren sind das Ileum-Conduit (Dünndarmstoma, nicht kontinent), die orthotope Neoblase (Ersatzblase aus Dünndarm, kontinent) oder die Ureterocutaneostomie (Ausleitung der Harnleiter direkt an der Bauchwand).